
Gondel Venedig: romantisch zweisam – für Zahlungswillige
Fremdes Rufen. Und wir wählen
eine Gondel, schwarz und schlank:
leises Gleiten an den Pfählen
einer Marmorstadt entlang.
(aus „Venedig“ von Rainer Maria Rilke)
Ein lyrischer Widerhall von Rilkes nächtlichen Gondelfahrten mit seiner venezianischen (Kurzzeit-) Geliebten. Schon immer war dieses „schmeichelnde Fahrzeug“ (Rilke) ein Romantikmythos – für den heutzutage kräftig abkassiert wird. Allein schon wegen der vielen fernöstlichen Mandelaugentouristen, die sich um die Gondelanlegeplätze drängen und jeden Preis zu zahlen bereit sind für dieses Must ihrer Europareise.
Zum Glück nun gibt es eine billige Gondel-Schnuppervariante : die Traghetti – Gondelfähren für die Überquerung des Canal Grande.

Gondelfähre an der Peschiera: nicht romantisch aber billig – Schnuppergondeln in Tuchfühlung mit den Einheimischen.
Acht solcher – von jeweils zwei Gondolieri geruderter – Traghetti reihen sich längs des Canal, die am stärksten frequentierte Gondel an der Peschiera, der berühmten Fischhalle. Statt romantischer Zweisamkeit herrscht auf dem Gefährt manchmal drangvolle Gemeinschaftlichkeit, samt engem Kontakt mit Einheimischen und erhöhter Stimmungstemperatur, je nach Schaukeln, Temperament und Geschlecht von sorglos-lustig über angespannt bis schreckhaft aufgicksend. Beim Preis von zwei Euro gibt es keinen Phantomschmerz über die gerupfte Brieftasche, im Gegenteil, man kriegt Lust auf weitere Fährgondeleien, besonders an hochszenischen Canal Grande-Stellen, etwa südlich der Rialto-Brücke oder nahe der Salute-Kirche. Dort ist kaum noch Gedränge, oft ist man mit ganz wenigen anderen Fährgästen unterwegs. Da kann dann schon die abrupte Bewegung eines einzigen

Gondelfähre: böser Blick auf mich, den kippelnden Fotografierer
Passagiers den Kahn ins Kippeln bringen.- Wie es mir passierte, als ich mich auf der Fähre beim Palazzo Mocenigo (einstiges Domizil von Lord Byron, des englischen Nationaldichters und Abenteurers) zum Fotografieren des Palazzo schnell umsetzen wollte – und vom Gondoliere barsch angeraunzt und vom Mitpassagier vorwurfsvoll fixiert wurde, siehe Foto. Dabei war`s gar nicht so schlimm, bis zum Kentern fehlte ja noch ein ganzes Stück …
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